„Interstellar“: gewiss kein zweites „2001“ (oder „Contact“)

Was war der heute in Deutschland gestartete neue SF-Film „Interstellar“ nicht schon mit medialen Vorschusslorbeeren überschüttet worden: ein neuer „2001: A Space Odyssey“, atemberaubend realistische Weltraum-Atmosphäre und das perfekteste Schwarze Film-Loch aller Zeiten (Artikel z.B. hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, eine Radio-Show und ein Press Release der UofA), bei dessen Berechnung für den Film ein führender theoretischer Physiker sogar bedeutende Entdeckungen gemacht habe. Und zur Promotion wurden gar das NASM und die NASA bemüht. Die Realität ist dagegen ernüchternd. Heute Nachmittag – als einer von zwei Zuschauern – den Film im Kino im Bochumer Hbf in der Originalfassung gesehen habend, kann ich leider den Hype kaum teilen: ein ungewöhnlicher SF-Film schon, aber kein Meilenstein und letztendlich unbefriedigend.

„Interstellar“ erinnert in erstaunlich vielen Aspekten an einen Versuch, den Zauber des legendären „Contact“ zu kopieren, in wesentlichen Elementen des Plots (Wurmloch meets Familien-Drama meets große Gedanken über das Universum und das Wesen des Menschen) und sogar mit demselben männlichen Hauptdarsteller, der nur 17 Jahre älter geworden ist. Doch das Gemenge gelang weit weniger packend als die damalige Umsetzung einer Idee von Carl Sagan, und manche mit viel geringerem Anspruch gestartete SF-Produktion der letzten Jahre (ja, sogar zwei Filme mit Tom Cruise) überzeugte mehr. Auch die visuellen Effekte in „Interstellar“ gerieten verblüffenderweise weit weniger faszinierend als was man heute selbst aus besseren TV-Serien gewohnt ist, seien es die ‚Atmosphäre‘ einer Weltraum-Fernreise oder die besuchten Exoplaneten in einer anderen Galaxie, die geradezu banal daher kommen.

Eigentlich ist der Film über lange Strecken ein Kammerspiel mit wenigen Figuren in begrenzten Räumen – und dafür mit 169 Minuten viel zu lang und überdies auch noch teilweise mit Tonproblemen (von denen man später erfahren würde, dass sie Absicht waren). Als Episode einer TV-Serie wie Twilight Zone – oder gar als Theaterstück – hätte die Idee durchaus funktionieren können, zumal ein anfängliches Rätsel in Gestalt eines vermeintlichen Poltergeistes am Ende eine wirklich originelle Auflösung findet. Interstellar polarisiert, ähnlich wie letztes Jahr „Gravity“, wo immerhin die visuellen Effekte vom allerfeinsten waren: Recht unterschiedlich fallen die Besprechungen aus, etwa hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier sowie eine Meta-Review. Und das sensationelle Schwarze Loch? Das wurde schon vor vier Jahrzehnten genauer berechnet als jetzt hier, wie der damalige Autor auch in den Kommentaren hier betont, es aber nicht krumm nimmt … Und hier noch ein sehr treffender Honest Trailer:

6 Gedanken zu “„Interstellar“: gewiss kein zweites „2001“ (oder „Contact“)

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  5. Ich finde es krass, wie unterschiedlich doch manche Wahrnehmungen sind. Ich hatte die knappen 170 min. nie ein Problem mit der Länge, fand das sogar genau richtig, während es dich gestört hat. Aber was wirklich interessant ist, wenn man sich die Story mal in einer Serienepisode vorstellt, könnte in der Tat klappen.

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